Hundert Jahre sind vergangen, seitdem Karl Fromme I. sein Bauunternehmen gründete. Doch von Dornröschenschlaf keine Spur.
Auf dem Gelände in Marl sitzt ein junger Mann hinter dem Schreibtisch: Felix Fromme. Und er ist nicht allein. Vater Karl Jürgen steht ihm zur Seite, mit all seiner Erfahrung und all seinem Wissen. Sie sind nicht nur Vater und Sohn, sondern Generation drei und vier in dem traditionsreichen Familienunternehmen. 1925 legte Karl Fromme senior nicht nur im übertragenen Sinne den Grundstein des bekannten Bauunternehmens. Als er plötzlich verstarb, musste Tochter Gerda mit gerade mal 15 Jahren in den Betrieb einsteigen.
Keine leichte Aufgabe für ein so junges Mädchen. Ihr Bruder Karl Hans studierte damals noch Bauingenieurwesen. Nach seinem Abschluss unterstütze er seine Schwester im Betrieb. „Gerade Gerda hat hier Enormes geleistet, sie war unermüdlich im Einsatz, hat bis zuletzt alles im Griff gehabt“, erzählt Felix Fromme voller Stolz. Siebzig Jahre war sie tagein, tagaus im und für das Familienunternehmen da.
Karl Jürgen Fromme trat dann ebenfalls in die Fußstapfen seiner Familie. „Ich wurde im Grunde gar nicht gefragt, das stand einfach fest“, erzählt er. Auch er studierte Bauingenieurswesen, nachdem er zunächst ganz bodenständig das Maurerhandwerk erlernt hatte. Zusammen mit seinem Vater Karl Hans und „Tante Gerda“ bildeten sie ein Dreigestirn.
„Natürlich haben wir auch mal gestritten, aber eigentlich positiv, wir haben viel voneinander profitiert und gelernt“, erinnert er sich. „Man läuft sich in einer Familie nicht weg, Familienzusammenhalt ist unschlagbar“, ergänzt Felix. Auch der Jüngste in der Fromme Tradition wurde schon früh für das Bauwesen begeistert.
Hand in Hand
„Tante Gerda hat am ersten Standort direkt in der Firma ihre Wohnung gehabt. Ich war so gerne dort, bin manchmal lieber bei ihr gewesen und zwischen den Maschinen umhergestrolcht, als in den Kindergarten zu gehen“, erzählt er lachend. „Ich habe in meiner Jugend auch mal über andere Berufe nachgedacht, aber mit dem Abi stand für mich fest, dass ich die Tradition fortführen möchte“. Das tat er. Auch er absolvierte eine Maurerlehre, um sich danach dem Meister und dem Betriebswirt zu widmen.
Seit April 2024 sitzt er nun zusammen mit Papa Karl am Tisch. „Hätte Felix den Betrieb nicht übernehmen wollen, wäre das auch in Ordnung gewesen. Dann hätte ich einen anderen Nachfolger finden müssen. Dass es in der Familie bleibt, ist aber sehr schön.“
Tochter Julia hat sich hingegen für eine medizinische Laufbahn entschieden. Doch ohne die Fromme Frauen geht es natürlich nicht: Birgit Fromme, Frau von Karl Hans und Mutter von Felix führt den Betrieb ganz in Sinne von „Tante Gerda“ mit – und ist damit eine unabdingbare Säule im Unternehmen.
