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Marschall marsch!
Foto: Marco Steppniak

Marschall marsch!

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Karoline Jankowski

Kaum ein Gebäude hat für so viel Diskussion, so viel Aufsehen und so viele Ideen und Hoffnungen gesorgt wie die alte von Architekt Günther Marschall entworfene Schule.

Seit ihrer Schließung liegt sie im Dornröschenschlaf. Aber alle anderen sind hellwach. Reden, sprechen, diskutieren über eine Nutzung von Gebäude und Gelände. Als Kulturzentrum soll Marschall 66 aufgeweckt werden. Als ein Ort, der Menschen verbindet. An und in dem Kultur gelebt wird, Kommunikation entsteht, aber auch Ruhe und Muße einkehren sollen. Mit der Mischung aus Skulpturenmuseum, Stadtbibliothek, Musikschule, Angeboten der VHS, einem Café und einem Foyer soll eine lebendige und inspirierende Oase entstehen. Ein „dritter Ort“, der neben Arbeit und Wohnort ein fester Anlaufpunkt für die Menschen aus Marl und Umgebung werden soll. Lange war nicht klar, ob und wann Dornröschen geweckt wird. Vor etwa einem Jahr gab es schon ein Gespräch mit den Verantwortlichen. Damals war die Umsetzung mehr als ungewiss. Doch nun heißt es Ende gut, alles gut: Marschall 66 kommt. Die Freude ist groß, die Spannung steigt. Noch vor einem Jahr stand die Umsetzung von Marschall 66 auf der Kippe. Jetzt geht es voran.

Wie ist die Stimmung in den Einrichtungen heute? 


Georg Elben: Der Zug fährt endlich in die richtige Richtung. Natürlich ist uns bewusst, dass wir große Herausforderungen vor uns haben. Doch ist es eine ganz positive Aufgabe.


Andreas Steinberg: Dass die Bauarbeiten gestartet sind, weckt Erleichterung. Die Bibliothek hat zwar einen festen Platz, aber mit Marschall 66 ergeben sich ganz andere Möglichkeiten.


Uwe Frank Bauch: Wir freuen uns besonders auf den geplanten Multifunktionsraum, der gerade für Kursangebote der VHS hervorragend geeignet ist.


René Lankeit: Es macht sich vorfreudige Ungeduld unter den Vereinen und Menschen breit, die diesen Ort unterstützen. Es wird Zeit, dass etwas passiert.


Gibt es kritische oder verhaltene Stimmen?


Claudia Schwidrik-Grebe: Ja, die gibt es. Wenn es greifbarer wird, dann werden Unsicherheiten weniger. Dieser Ort wird zutiefst demokratisch sein, weil er für jeden Menschen unabhängig von Alter und Herkunft etwas bereithalten wird.


Welchen Mehrwert hat ein „dritter Ort“? Oder sind es verschiedene Aspekte?


Werner Eisbrenner: Den Mehrwert sehe ich in den vielfältigen Angeboten. Man kann sich überraschen lassen. Marschall 66 ist ein Glücksfall.


Bleibt es bei den geschätzten Kosten von 22 Millionen Euro?


Schwidrik-Grebe: Sie werden nach Stand jetzt so bleiben. Wir haben beachtliche Fördersummen von Bund und Land bekommen. Ich hätte es als zutiefst unwirtschaftlich empfunden, wenn wir auf diese verzichtet hätten.


Inwiefern soll sich die Investition inhaltlich und wirtschaftlich auswirken?


Lankeit: Wenn die Möglichkeiten von Marschall 66 wirklich genutzt werden, werden die -durchaus berechtigten- Bedenken hinsichtlich der hohen Investition verschwinden. Ein solcher Ort steigert die Attraktivität der Stadt ungemein. Geht Kultur unter, ist das gefährlich für die Region.


Wie schätzen Sie die Anziehungskraft dieser kulturellen Begegnungsstätte realistisch ein?


Bauch: Vor allem hinsichtlich des Netzwerkgedankens wird Marschall 66 angenommen werden.


Markus Heck: Die Musikschule wird sichtbarer und so noch mehr Marler auf uns aufmerksam. Ich sehe dem Ganzen sehr positiv entgegen.


Was hätte es bedeutet, wenn die Realisierung gekippt wäre? Gab es Überlegungen für einen Plan B?


Elben: Ohne dieses Projekt wäre die Zukunft des Museums fraglich gewesen. Ich mag es mir gar nicht ausmalen.


Schwidrik-Grebe: Einen Plan B gab es nicht, die Nicht-Realisierung wäre eine Katastrophe gewesen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, muss erhalten werden. Für die Institutionen hätten andere Standorte gefunden, Sanierungen vorgenommen werden müssen. Ohne Fördermittel.


Welche Schritte werden bis zum Sommer realisiert?


Steinberg: Beton- und Dachsanierungen werden jetzt in Angriff genommen. Das Gebäude wird auf eine Art Rohbausubstanz zurückgeführt und neu aufgebaut.


Wie erleben Sie – losgelöst von Ihren beruflichen Positionen – quasi aus Bürgersicht – die Stadt Marl? Wo findet Kultur statt und wo ist Bedarf?


Steinberg: Es gibt eine große Vielfalt an Kultur und Angeboten. Es führt eher schon zu der Frage „Was machen wir nicht?“ Die Wochenenden reichen gar nicht aus.


Heck: Wir erreichen noch zu wenig junge Leute mit den musikalischen Angeboten. Wir wünschen uns engeren Austausch.


Eisbrenner: Es ist schwierig, alle Menschen zu erreichen. Marschall 66 muss neugierig machen, die Frage wecken „Was ist da eigentlich los?“

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