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Fotograf aus Leidenschaft
Foto: Peter Kallwitz/Norbert Then

Fotograf aus Leidenschaft

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Michael Polubinski

Peter Kallwitz ist Oma Ottilie unendlich dankbar. Sie hat ihrem Enkel den Weg zum ersehnten persönlichen Kontakt zu den „Rolling Stones“ geebnet. Das erlebt der Dreweraner allerdings erst im reifen Mannesalter. Vorgeschaltet ist zunächst eine Karriere als Journalist und Fotograf.

Mitte der sechziger Jahre erblickt der Teenager in der Schaufenster-Auslage von Radio Fels in Hüls die Single „Little Red Rooster“. Die Stimmung auf dem Schallplatten-Cover sei für den späteren Kauf ausschlaggebend gewesen, weil faszinierend. Die Köpfe der „Stones“ im Halbschatten. Besagte Oma spendiert von ihrer Knappschaftsrente die vier Mark fuffzig für das kreisrunde Vinyl mit der magnetischen Plattenhülle. Der Berufswunsch ist seitdem gesetzt: Fotograf. In der Familie hört die Großmutter übrigens auf „Omma Im Beisen“, benannt nach der Straße, auf der sie wohnte.

Drogenfrei

Die Platte, zunächst nur Beifang, hört sich Peter Kallwitz natürlich an. Der Bluestitel über den faulen roten Hahn infiziert ihn mit dem zweiten Virus. Fortan ist der junge Amateur-Rockmusiker ausgewiesener Experte und Fan der „Stones“. Vollends erfüllt sich sein Traum, als er Jahre später den leibhaftigen Gitarristen der Band vor seine Kamera bittet. Der „Rolling Stone“ Mick Taylor posiert für das gleichnamige Musikmagazin. Am Rande vertraut der Musiker dem Fotografen an, dass er jetzt drogenfrei sei. „Hierbei trank er Jack Daniels. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Whisky-Flasche zu drei Viertel geleert.“

Ohne Allüren

Wie ist es, wenn ein früheres Idol der Interviewpartner ist? „Mir war schon bewusst, dass Mick Taylor insgesamt vor Millionen gespielt hat. Allein bei seinem ersten Auftritt mit den Stones vor 500.000 Menschen im Hyde Park. Wir sind uns beim Fotoshooting professionell auf Augenhöhe begegnet. Ohne irgendwelche Allüren des Superstars.“ Dank des Kontaktes stielt Peter Kallwitz etwas für den gebürtigen Marler Musiker Chris Kramer ein. Mick Taylor wirkt auf einer CD des Harmonikaspielers mit („Chicago Blues“). Über den die WAZ urteilt: „Chris Kramer hat nicht nur den Qualm der Schlote aufgesogen. Er hat auch den heißen Staub von Memphis geatmet.“

Qualm inhaliert

Dass der bekennende „Ruhri“ Peter Kallwitz ebenfalls den Qualm von Zechen-Schornsteinen inhaliert hat, lässt seine Fotokunst vermuten. Im Bildband „Licht im Schacht“ stellt er den morbiden Charme ehemaliger Kathedralen der Arbeit dem Glamour der Mode gegenüber. Mit seinem Stil erobert er sich in der internationalen Mode-, Kunst- und Musikszene zahlreiche Veröffentlichungen in Magazinen wie „Cinema“, „Mode Lifestyle Magazine“ (Miami), „Black Paper“ (Schweiz) und im erwähnten „Rolling Stone“. Mit knapp 73 arbeitet er aktuell an seinem dritten Buch über den Künstler Wolfgang Wendker, den er 40 Jahre fotografisch begleitet hat. „Während sich andere in meinem Alter mit Blick auf ihre Restlaufzeit keine LP mehr kaufen, plane ich weitere Projekte. Wie Stones-Boss Mick Jagger. Mit 80 tourt er gerade durch die USA.“

INFO i:
peterkallwitz.de

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