Wie die Freiräume im Ensemble von Creiler Platz, Friedenspark, Marschall 66 und Grimme-Quartier das Marler Zentrum begrünen und beleben sollen.
Es ist ein ganz schön ambitioniertes Vorhaben: Als wäre nicht Herausforderung genug, geht die Stadt Marl die Entwicklung ihres Zentrums mit weiteren Großprojekten an. Denn im Städtebau herrscht seit Jahren die Überzeugung, dass isolierte „Leuchttürme“ nur wenig Effekt haben, wenn nicht das Umfeld mitgedacht wird. Die Leitlinien für eine integrierte Stadtentwicklung wurden vor mehr als einem Jahrzehnt im „Handlungskonzept Stadtmitte“ erdacht – und kumulieren jetzt in Freiraum-, Sanierungs- und Wohnprojekten, die parallel auf den Weg gebracht wurden und vor der Umsetzung stehen. Durch das neue Rathaus, das Kultur- und Begegnungszentrum Marschall 66 sowie die zusätzlichen Wohnangebote im Grimme-Quartier entstehen „soziokulturelle Potenziale“, die mit einer großzügigen Freiraumplanung für das gesamte Areal zum Gesamtkonzept verknüpft werden sollen. Kurz: Da wächst was zusammen in Marls Mitte.
Der schlafende Riese: Friedenspark
Der Friedenspark ist die größte Grünfläche in Marls Stadt- mitte, aber wirkt heute unscheinbar, wenig attraktiv, kaum frequentiert. Ein schlafender Riese? Schon. Der ehemalige Brasserter Friedhof – immerhin drei Mal so groß wie der City-See – soll mit vielen Ideen zum Leben erweckt werden. Das mit der Planung beauftragte Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden versucht, die historischen Anlagen mit heutigen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Die ruhige Parkmitte mit Skulpturen, Denk- und Mahnmalen grenzt an eine von Bäumen gesäumte Liegewiese und aktiveren Randbereichen für Spiel, Sport und Begegnung. Neben Kita und Jugendbibliothek Türmchen findet sich eine Spielwiese mit Tischtennisplatten, Landschaftsschaukeln und großzügigen Parkmöbeln. Hier werden Parkplätze reduziert, um einen prominenten Übergang zum Seeufer zu schaffen, der den Friedenspark zur Stadtmitte am Creiler Platz öffnet. Ein weiterer Parkzugang befindet sich neben dem Grimme-Institut: Hier wird die ehemalige Kampstraße zum reinen Fuß- und Radweg umgewandelt, der zum Kulturzentrum Marschall 66 führt. Entlang dieser Achse gibt es Bank-Tisch-Kombinationen und drei Spielplätze für kleine und größere Kinder. Der Cubo-Spiel-platz ist ein Hingucker mit geometrischen Formen der 50er und 60er Jahre – und bietet reichlich Action zum Hangeln, Rutschen, Klettern und Balancieren. Natürlich soll auch das neue Kultur- und Begegnungszentrum Marschall 66 prominent an den Friedenspark angeschlossen werden: Dafür wird gegenüber dem Haupteingang ein als Freisitz angelegter Platz geschaffen, der als Bindeglied zwischen Park und Marschall 66 fungiert und mit Open-Air-Veranstaltungen bespielt werden kann. Zwei weitere Parkeingänge im Norden und im Westen zur Sickingmühler Staße sorgen dafür, dass der neue Friedenspark aus allen Himmelsrichtungen zugänglich ist.
Fontänen für den Creiler Platz
Soweit die Grünplanung. Schwierig gestaltet sich der Wandel am Creiler Platz, dessen Strukturen teilweise unter Denkmalschutz stehen. Für eine Gestaltung aus einem Guss erhielten Rehwaldt Landschaftsarchitekten auch für diesen Bereich den Planungsauftrag. Größtes Problem ist der historische Bodenbelag aus Waschbeton und Marmorbändern, die meist in desolatem Zustand sind, ausgebrochen oder bereits mit anderem Material geflickt wurden. Trotzdem favorisiert der LWL als Denkmalschutzbehörde den Erhalt der historischen Bodenbeläge. Die Landschaftsarchitekten empfehlen einen edlen graubeigen, geschliffenen Ortbeton: Er soll an den ursprünglichen Belag erinnern, aber robuster und nach Veranstaltungen leichter zu reinigen sein. Behutsam ist der Umgang mit den Wasserelementen: Das kleine Becken soll restauriert werden, das große Wasserbecken in seiner Form bestehen bleiben – es wird jedoch als bodenbündiges Wasserspiel neu interpretiert. Je nach Anlass kann die Fläche als Wasserspiegel, mit unterschiedlichen Fontänen oder Wassernebel angesteuert werden. Die ehemaligen Becken- kanten deuten Sitzbänke an. So wird der Bezug zum historischen Wasserbecken erhalten, aber zugleich bis zu 2.800 qm Platz geschaffen für Veranstaltungen wie Beach-Volleyball, Konzerte oder Märkte, die den neuen Creiler Platz beleben. Wermuts- tropfen: Viel Grün wird es hier auch nach der Sanierung nicht geben. Aber die vier Hochbeete werden restauriert und neu bepflanzt mit englischen Rosen – am besten der Sorte „David Austen“ aus den 1960er Jahren.